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Zinserhöhung: Die EZB hat die Wahl zwischen Pest und Cholera

Will sie die Inflation über Zinserhöhung bekämpfen, droht über die Pleite der Schuldenländer das Ende des Euro.

Der Kampf gegen die Inflation wurde gleich wieder aufgegeben: Die EZB druckt weiter Geld, das immer weniger wert ist.

Foto: EZB / NFZ

Die Europäische Notenbank hat den Zinssatz auf null Prozent „erhöht“. Zu wenig zur Bekämpfung der galoppierenden Inflation. Aber viel mehr kann sie sich nicht leisten. Denn mit der Nullzinspolitik hat sie Verschuldung der Euro-Südländer derart gefördert, dass diese – und damit der Euro – eine echte Zinserhöhung nicht überleben würden.

Wieder mehr Schwung für Inflation

In der Europäischen Zentralbank ist scheinbar Panik ausgebrochen: Gerade eine Woche hielt ihr Inflationsbekämpfungs-Beschluss. In einer Panik-Sitzung am Mittwoch vergangener Woche folgte die Abkehr vom Fortschritt: Wieder mehr Schwung für die Inflation, heißt die neue alte Devise.

Zunächst „erhöhte“ die EZB erstmals nach elf Jahren den Zinssatz auf null Prozent. Am Mittwoch darauf verkündete die EZB, nicht mehr wahllos Staatsanleihen aufkaufen zu wollen, sondern „bevorzugt“ jene der hochverschuldeten Südländer, also die Griechenlands, Italiens und Spaniens.

Der geförderte Kaufkraftverlust

Nur hat sich infolge des fleißigen Gelddruckens die Bilanz der EZB auf gigantische 8,81 Billionen Euro aufgebläht, was rund 84 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) der Eurozone entspricht. Die Bilanzsumme der Schweizer Nationalbank hat sich seit 2019 gerade einmal um moderate 20 Prozent vergrößert.

In der Eurozone sind also gigantische Geldmengen aus dem Nichts geschaffen worden, die den Zuwachs der Güter und Dienstleistungen bei weitem übertreffen. Es wurde eine Vermögenspreisblase geschaffen, die Werte von Aktien, Kunstwerke oder Immobilien sind weiter angeschwollen. Dies spiegelt aber lediglich den Kaufkraftverlust des Euro wider. Seit Einführung des Euro 2001 hat die EU-Währung laut dem deutschen Statistischen Bundesamt mehr als 35 Prozent an Kaufkraft verloren. Nimmt man aber den Goldpreis her, sind es gar mehr als 90 Prozent Kaufkraftverlust.

Das Erbe der Nullzinspolitik

Wie immer hat die EZB zu spät und zu zaghaft reagiert. Die Fed, die Zentralbank der USA, beschloss eine Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte auf die neue Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent. Aber die EZB kann die Zinsen gar nicht markant erhöhen, da sonst die Südstaaten Europas der Reihe nach umkippen würden. Griechenland, dessen Schuldenlast das Doppelte seiner Wirtschaftsleistung ausmacht, könnte diese Schuldenlast mit höheren Zinsen nicht finanzieren. Detto Italien, das bereits zu 150 Prozent seiner Wirtschaftsleistung verschuldet ist.

Und die beiden zahlen derzeit schon einen höheren Zinssatz zwischen 4,0 und 4,6 Prozent für zehnjährige Staatsanleihen, während der Österreichs derzeit bei rund 1,5 Prozent liegt.

Nächste Krise bahnt sich bereits an

Mit einer Zinserhöhung würden auch bestehende Staatspapiere entsprechend entwertet: Aber das würde die Käufer der Staatsanleihen, die Banken der betroffenen Länder, in Schwierigkeiten bringen. Der „Wert“ ihrer Staatsanleihen sinkt, das bedeutet rote Zahlen in den Bilanzen und sinkende Aktienkurse. Damit stünde eine erneute Bankenrettung zu Lasten von Wirtschaft und Verbrauchern ins Haus.

Die EZB steckt also in der Zwickmühle zwischen der Bekämpfung der Inflation sowie der Rettung der Südländer und damit der des Euro. Alles zusammen geht nicht. Es bahnt sich schon die nächste große Krise an.


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